Wenn die Nieren versagen, kann eine Dialysebehandlung ihre Funktion ersetzen und den Körper von Schadstoffen und überschüssigem Wasser befreien. Man spricht auch von einer „Blutreinigung“ oder „Blutwäsche“. Die beiden wichtigsten Dialyseverfahren sind die Hämodialyse und die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse). Beide Verfahren nutzen vor allem das physikalische Prinzip der Diffusion.
Wie nutzt die Dialyse das Prinzip der Diffusion?
Um zu verstehen, was Diffusion bedeutet, stellt man sich am besten einen einfachen Versuch aus dem Physikunterricht vor: Ein leerer Glaskasten ist durch eine dünne Wand in zwei Hälften unterteilt. Die Wand hat feine Poren. Nun schüttet man in die rechte Hälfte eine klare Flüssigkeit und in die linke eine Flüssigkeit, in der ein Farbstoff gelöst ist. Was passiert? Nach und nach wandern (diffundieren) die Farbpartikel durch die durchlässige Wand in die klare Flüssigkeit, sodass irgendwann beide Flüssigkeiten im gleichen Ton eingefärbt sind. Auf beiden Seiten der Wand ist die Zahl der im Wasser befindlichen Farbpartikel, die Konzentration, identisch.
Prinzip der Diffusion
Nun lässt man die Flüssigkeit in der rechten Hälfte ab und ersetzt sie mit frischer, klarer Flüssigkeit. Wieder diffundieren die Farbpartikel von links nach rechts, um sich im gesamten Kasten gleichmäßig zu verteilen. Wiederholt man das Ganze mehrmals, ist irgendwann auch im linken Kasten kaum noch Farbe zu erkennen.
Ähnlich läuft auch eine Dialyse ab: Das Blut, in dem viele Stoffe gelöst sind, entspricht dabei der farbigen Flüssigkeit. Es wird ganz nah an eine klare Flüssigkeit (Dialyseflüssigkeit) geleitet. Zwischen Blut und Dialyseflüssigkeit befindet sich dann nur noch eine dünne Haut. Sie wird als semipermeable – das heißt: halb durchlässige – Membran bezeichnet. Diese Membran lässt Teilchen hindurch, die der Körper loswerden muss, hält aber wichtige Blutbestandteile wie zum Beispiel die Blutzellen zurück.
Wie funktioniert die Hämodialyse?
Bei der sogenannten Hämodialyse wird das Blut außerhalb des Körpers gereinigt. In der Regel findet die Behandlung in einem Dialysezentrum statt. Über einen Gefäßzugang, meist am Unterarm, wird das Blut in das Dialysegerät und von dort wieder zurück in den Körper geleitet.
Im Dialysegerät fließt das Blut durch kleine Schläuche. Sie bestehen aus halb durchlässiger (semipermeabler) Membran und werden außen von Dialyseflüssigkeit umspült. Die Dialyseflüssigkeit fließt dabei in die entgegengesetzte Richtung wie das Blut (Gegenstrom-Prinzip). Auf diese Weise können Schadstoffe, Abfallprodukte sowie überschüssiges Wasser am besten aus dem Blut entfernt und mit der Dialyseflüssigkeit abtransportiert werden.
Bei der Hämodialyse wird das Blut außerhalb des Körpers gereinigt
Überschüssiges Wasser kann bei manchen Dialyse-Verfahren auch durch Druck aus dem Blut „herausgepresst“ werden. Mit dem Wasser werden auch die darin gelösten Schadstoffe entfernt. Dieses Prinzip nennen Fachleute Konvektion. Es wird bei einigen Hämodialyse-Geräten zusätzlich zur Diffusion genutzt.
Eine Hämodialyse dauert meist etwa 4 bis 5 Stunden. Dabei wird das gesamte Blut des Körpers mehrfach durch das Dialysegerät gepumpt. Das Blut ist danach ausreichend gereinigt. Eine Hämodialyse wird in Deutschland in der Regel dreimal pro Woche gemacht. Wer nicht so lange, aber dafür häufiger ins Dialysezentrum kommen möchte, bespricht das am besten mit der Ärztin oder dem Arzt. Möglicherweise kann ein individuelles Zeitschema ausprobiert werden.
Wie funktioniert die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse)?
Bei einer Peritonealdialyse findet die Blutreinigung in der Bauchhöhle statt – also nicht außerhalb, sondern innerhalb des Körpers.
Über einen Katheter füllt man sich selbst die Dialyseflüssigkeit direkt in die Bauchhöhle ein. Zwischen Blut und Dialyseflüssigkeit befindet sich dann nur noch eine dünne Haut, das Bauchfell (lateinisch: Peritoneum). Diese gut durchblutete Haut kleidet die Bauchhöhle aus und umhüllt Organe wie den Dünn- und Dickdarm. Bei der Peritonealdialyse wird das Bauchfell als semipermeable Membran genutzt: Aus seinen Blutgefäßen wandern die Schadstoffe in die Dialyseflüssigkeit.
Die Dialyseflüssigkeit enthält Zucker, der außerdem Wasser aus dem Blut zieht. Das funktioniert über Osmose. Dieses Prinzip kennen viele aus dem Alltag – zum Beispiel, wenn man eine Schüssel frisch geschnittenes Obst mit Zucker bestreut. Der Zucker „zieht“ das Wasser aus dem Fruchtfleisch, und nach einer Weile schwimmen die Obststückchen in Fruchtsaft. Dasselbe Prinzip nutzt man bei der Peritonealdialyse, um den Körper von überschüssigem Wasser zu befreien.
Nach einigen Stunden lässt man die Dialyseflüssigkeit wieder ab und füllt in der Regel gleich wieder frische Dialyseflüssigkeit nach, damit die Blutreinigung gleichmäßig abläuft. Alternativ nutzen manche Menschen für den Flüssigkeitswechsel ein Gerät (Cycler), an das sie über Nacht angeschlossen bleiben.
Bei der Peritonealdialyse wird Dialyseflüssigkeit in die Bauchhöhle geleitet
Geberth S, Nowack R. Praxis der Dialyse. Berlin: Springer; 2014.
Pschyrembel Online. 2023.
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Aktualisiert am 14. August 2024
Nächste geplante Aktualisierung: 2027
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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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